PhV, RLV und Elternvertretungen zu Umstrukturierung im KM

2. Dezember 2021

In Hin­blick auf die mit Hochgeschwindigkeit durchge­zo­ge­nen Umstruk­turierungs­maß­nah­men im Kul­tus­min­is­teri­um richt­en der Realschullehrerver­band Baden-Würt­tem­berg (RLV), der Ver­band Deutsch­er Realschullehrer (VDR), der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV) und alle vier Arbeits­ge­mein­schaften gym­nasialer Eltern­beiräte (ARGEn) im Land einen drin­gen­den Appell an Kul­tus­min­is­terin Schop­per und schla­gen gle­ichzeit­ig Alarm!

Bis­lang ist jede Schu­lart im Land eigen­ständig mit einem Refer­at im Kul­tus­min­is­teri­um vertreten. Nun soll ein ‚Ein­heit­srefer­at‘ für die Sekun­darstufe 1 für alle Schu­larten instal­liert wer­den. Der zunächst nur admin­is­tra­tiv­en Vere­in­heitlichung der unter­schiedlichen und starken Schu­larten Baden-Würt­tem­bergs wird die äußere Vere­in­heitlichung auf dem Fuß fol­gen. Deshalb schla­gen die Ver­bände, Beiräte und Eltern jet­zt Alarm!

Als die FDP in ein­er Land­tags­de­bat­te am 11.11.2021 völ­lig über­raschend die Vorhaben zur Umstruk­turierung im Kul­tus­min­is­teri­um ans Licht der Öffentlichkeit brachte, reagierte Min­is­terin There­sa Schop­per schein­bar erstaunt. Doch während sie bemüht ist, durch Fre­undlichkeit und Gesprächs­bere­itschaft Schadens­be­gren­zung zu betreiben, wer­den vom MD im Kul­tus­min­is­teri­um weit­er­hin vol­len­dete Tat­sachen geschaf­fen. Die Mei­n­un­gen der Lehrerver­bände, der Beiräte und Eltern sind hier wed­er gefragt noch erwün­scht.
Die Umstruk­turierung geschieht hin­ter ver­schlosse­nen Türen und fernab von allen, die in Zukun­ft die Fol­gen zu tra­gen haben. Schon in den näch­sten Tagen soll die Umstruk­turierung fest­gezur­rt wer­den.

„Zusam­men­le­gung der Refer­ate zur Arbeit­ser­le­ichterung und besseren Effek­tiv­ität!“ lautet die verniedlichende und wirk­lichkeits­fremde Begrün­dung für etwas, das über kurz oder lang fak­tisch zur Abschaf­fung der Eigen­ständigkeit und Unter­schiedlichkeit der Schu­larten und damit zur Abschaf­fung von Bil­dungsvielfalt führt.

Dass die Sekun­darstufe I in allen Schu­larten zudem unter die per­son­elle Führung des Gemein­schaftss­chul­refer­ats gestellt wer­den soll, ist völ­lig unver­ständlich und nur ide­ol­o­gisch zu erk­lären. Schließlich gibt es an den Gemein­schaftss­chulen mit 84.937 Schü­lerin­nen und Schülern nicht ein­mal halb so viele Schü­lerin­nen und Schüler wie an den Realschulen mit 209.552 (Dat­en des sta­tis­tis­chen Lan­desamts für das let­zte Schul­jahr.)

“Hier soll der Schwanz mit dem Hund wedeln, weil die Gemein­schaftss­chulen von den Eltern nicht so angenom­men wer­den, wie sich das einige grüne Ide­olo­gen erhofft hat­ten“, erk­lärt Ralf Scholl, der PhV-Lan­desvor­sitzende als Vertreter der Gym­nasiallehrkräfte.

Mitar­beit­er im KM wer­den zum Schweigen ver­don­nert und im medi­alen Wind­schat­ten von Coro­na sollen Weichen­stel­lun­gen vorgenom­men wer­den, welche den Bil­dungszug in unserem Land in eine völ­lig neue Rich­tung lenken. Ein riesiger Schu­lun­frieden ist damit aber­mals vom Zaun gebrochen. Wie sein­erzeit unter Grün-Rot geschieht auch dieser Ein­griff in beste­hende Schul­struk­turen ohne jegliche fak­tisch begrün­dete Not, er ist erneut lediglich ide­ol­o­gisch motiviert!

„Deshalb stellt sich für uns die Frage: Hat die Kul­tus­min­is­terin ihren MD noch im Griff?“ erk­lären Karin Broszat, RLV-Lan­desvor­sitzende und Ralf Scholl, der PhV-Lan­desvor­sitzende.

„Lasse sich täuschen, wer getäuscht wer­den will. Diese ‚Vere­in­heitlichung‘ wird in Folge die Abschaf­fung dif­feren­ziert­er Bil­dungswege für die unter­schiedlichen Kinder in Baden-Würt­tem­berg bedeuten. Das ist das Aus für die schulis­che Vielfalt! Das Aus für unter­schiedliche Schul- und Lern­wege für die unter­schiedlichen Kinder in unserem Lande “, bemerkt die Lan­desvor­sitzende des Realschullehrerver­bands (RLV), Karin Broszat.

„Selb­stver­ständlich wird man den Schu­larten ihren Namen lassen, so dass die Form nach außen gewahrt bleibt, inhaltlich aber wer­den sie entk­ernt und ihres eige­nen Pro­fils beraubt.“, ergänzt der Bun­desvor­sitzende des Ver­bands Deutsch­er Realschullehrer, Jür­gen Böhm (VDR).

Stephan Ertle, Vor­sitzen­der der Arbeits­ge­mein­schaft gym­nasialer Eltern­beiräte (ARGE) Süd­würt­tem­berg fügt hinzu: “Es ist empörend, in welch­er Form die Lan­despoli­tik ohne Zus­tim­mung der bera­ten­den Gremien und Arbeits­grup­pen solch ein­schnei­dende Umstruk­turierungs­maß­nah­men umset­zen will und damit gegen den Eltern­wille weit­er­hin auf die Ein­heitss­chule set­zt.”

Und warum wird ein so grober Ver­stoß gegen die Koali­tionsvere­in­barun­gen vom Koali­tion­spart­ner CDU hin­genom­men? Im Ver­trag wur­den aus­drück­lich Struk­turverän­derun­gen für diese Leg­is­laturpe­ri­o­den aus­geschlossen!

Die Abschaf­fung beste­hen­der Refer­ate im Kul­tus­min­is­teri­um, die entschei­dend wichtig sind für die Pro­fil­ierung der jew­eili­gen Schu­larten, ist aus Sicht der unterze­ich­nen­den Organ­i­sa­tio­nen ein­deutig eine Struk­turverän­derung. Da gibt es keinen Inter­pre­ta­tion­sspiel­raum!

Es ist aller­höch­ste Zeit für die CDU, in dieser Sache deut­lich Stel­lung zu beziehen. Son­st liefert aus­gerech­net sie die Sargnägel für das dif­feren­zierte und vielfältige Schul­sys­tem in „the Länd“!

Alle Unterze­ich­nen­den bit­ten die Min­is­terin ein­dringlich, sofort ein Macht­wort zu sprechen und die Umstruk­turierung zu einem SEK-1-Refer­at im Kul­tus­min­is­teri­um nicht umzuset­zen. Jede eigen­ständi­ge Schu­lart in unserem Schul­sys­tem in Baden-Würt­tem­berg muss mit einem eigen­ständi­gen Refer­at im Kul­tus­min­is­teri­um vertreten sein. Son­st wird die Vielfalt in unserem Schul­we­sen langfristig beschnit­ten, und das dient nicht dem Wohl der unter­schiedlichen Kinder im Land!

Karin Broszat, Vor­sitzende RLV BW

Jür­gen Böhm, Vor­sitzen­der Ver­band deutsch­er Realschullehrer

Ralf Scholl, Vor­sitzen­der PhV BW

Stephan Ertle, Vor­sitzen­der ARGE Süd­würt­tem­berg

Michael Mat­tig-Ger­lach, Vor­sitzen­der ARGE Nord­würt­tem­berg

Yvonne Bless­ing, Vor­sitzende ARGE Nord­baden

Michael Mit­tel­staedt, Vor­sitzen­der ARGE Süd­baden

 

* * *

An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

Im Sinne unserer Mitglieder verwendet diese Webseite bis auf einen technisch notwendigen Cookie keine Cookies. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen