Doppelter Abiturientenjahrgang 2012 wird Konkurrenzsituation um Ausbildungsplätze verschärfen
12. Januar 2005
12.1.2005 / 1811 — 01–05
Philologenverband Baden-Württemberg zur dpa-Meldung vom 11.01.2005:
(„Landesregierung erwartet Engpässe durch achtjähriges Gymnasium“):
Doppelter Abiturientenjahrgang 2012 wird Konkurrenzsituation um Ausbildungsplätze verschärfen
Der Philologenverband Baden-Württemberg, Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien (PhV BW), hat schon zu einer Zeit, als sich die Einführung einer generellen Verkürzung der Schulzeit an den Gymnasien auf acht Jahre in Baden-Württemberg noch in der Diskussionsphase befand, größte Bedenken u.a. über den dann zu verkraftenden doppelten Abiturientenjahrgang im Jahr 2012 geäußert. Der PhV hatte stets gefordert, sich bereits vor der festen Installation dieser vom PhV abgelehnten G‑8- Konstruktion Gedanken hierzu zu machen. „Eine solche Situation“, so der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Karl Heinz Wurster, „hätte vermieden werden können, wenn es bei einem G‑8-Angebot nur an einzelnen Schulen für besonders begabte Schüler geblieben wäre“. Das wäre aus Sicht des PhV auch der Forderung einer noch besseren Begabungsdifferenzierung im gymnasialen Bereich entgegengekommen.
Die Problematik des doppelten Abiturjahrgangs 2012 wurde seinerzeit vom Kultusministerium ignoriert bzw. verharmlost. Der PhV begrüßt die nun ergriffene, aus seiner Sicht aber zu spät angegangene interministerielle „Notoperation“ zur Erarbeitung von Konzepten für eine bessere Nutzung von Schul- und Hochschulkapazitäten. Da inzwischen auch andere Bundesländer dem Beispiel einer Schulzeitverkürzung folgen, werde sich die Ausbildungsplatzsituation im Jahr 2012 und vermutlich auch in den dann folgenden Jahren verschlechtern. Nachteile seien insbesondere für Haupt- und Realschüler zu befürchten und die Hochschulen müssten mit einem Abiturienten-Massenansturm rechnen.
Der Philologenverband empfiehlt in diesem Zusammenhang – im Sinne einer langfristigen Planung auf der Basis berechneter Schulabgängerzahlen — eine stärkere Steuerung der Zugänge zu den weiterführenden Schulen durch ein professionelleres Zuweisungsverfahren. Wurster: „Schüler müssen nach Begabung, Leistungsvermögen und Ausdauerfähigkeit an der Lösung praktischer und theoretischer Probleme durch ein besonderes Testverfahren am Ende der Grundschule den Schularten zugewiesen werden.“ Hier bestehe ein dringender Handlungsbedarf, meint Wurster, da die nach wie vor steigenden Übergangszahlen an Gymnasien auch 2013 ein Problemjahr für Schulabgänger befürchten ließen.