Landesregierung begeht Vertrauensbruch, wenn ältere Lehrer an Gymnasien und Berufsschulen zur Mehrarbeit verpflichtet werden
14. Februar 2007
14.2.2007 / 1811 – 07-07
Landesregierung begeht Vertrauensbruch, wenn ältere Lehrer an Gymnasien und Berufsschulen zur Mehrarbeit verpflichtet werden
„Die Landesregierung hat im letzten Jahr wiederholt versprochen, dass sie nicht an eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit für Lehrkräfte denkt, da die Beamten und insbesondere die Lehrer des Landes durch Arbeitszeiterhöhungen und Besoldungseinbußen bereits mehrfach erhebliche Beiträge zur Sanierung des Landeshaushalts geleistet haben. Wenn nun Pläne der Landesregierung die Runde machen, den älteren Lehrern an Gymnasien und Berufsschulen zwischen 55 und 59 Jahren ab dem nächsten Schuljahr eine Stunde der bislang gewährten Altersermäßigung zu streichen, dann verliert die Landesregierung unser Vertrauen“, so der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg (PhV BW), Karl-Heinz Wurster, zu bekannt gewordenen Plänen des Kultusministers.
Die Lehrerinnen und Lehrer an den Gymnasien haben in den letzten Jahren erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. „Nach den Arbeitszeiterhöhungen von 1994 und 2003 bedeutet die Streichung der Altersermäßigung für ältere Lehrer zwischen 55 und 59 Jahre, die zum Teil weit über 30 Jahre lang einen immer schwieriger gewordenen Dienst im täglichen Unterricht leisten, eine weitere Erhöhung der Arbeitszeit – und dies bei gleich bleibender Bezahlung und bei sinkendem Realeinkommen“, so die empörte Reaktion des PhV-Landesvorsitzenden über die bekannt gewordenen Pläne. Statt auch den 55- bis 59-jährigen Lehrerinnen und Lehrern an Grund-, Haupt- und Realschulen die verdiente Altersermäßigung zu gewähren, soll sie nun bei den Gymnasial- und Berufsschullehrern gestrichen werden. „Wo bleiben da die Ankündigungen der Landesregierung, in Bildung zu investieren“, fragt der Philologenverband, der Interessenverband der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien. Die Grund-, Haupt- und Realschullehrer hatten aufgrund des vertraglich geregelten Vorgriffsstundenmodells im Jahr 2003 keine Deputatserhöhung bekommen.
Der PhV befürchtet durch eine weitere Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung bei den älteren Lehrkräften eine Zunahme berufsbedingter Erkrankungen und steigenden Unterrichtsausfall. Wurster: „Wo bleiben Arbeits- und Gesundheitsschutz? Wir schätzen, dass durch eine solche Arbeitszeiterhöhung etwa 200 junge Lehrer keine Einstellungschance erhalten. “
Noch vor wenigen Wochen hatte die Landesregierung sich gegenüber dem Beamtenbund Baden-Württemberg schriftlich darüber verständigt, dass es in dieser Legislaturperiode keine Arbeitszeiterhöhung für Lehrer geben werde. „Wenn die Landesregierung ihr Vertrauen bei den Gymnasial- und Berufsschullehrern nicht verspielen will, dann müssen diese Pläne schnellstens wieder vom Tisch“, so der PhV-Landesvorsitzende Wurster abschließend.