Philologenverband Baden-Württemberg bezieht Position zum »Aktionsrat Bildung«-Gutachten

8. März 2007

8.3.2007 / 1811 — 10–07

Kri­tik und Zus­tim­mung – Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg bezieht Posi­tion zum »Aktion­srat Bildung«-Gutachten

„Wir find­en es gut und wichtig, dass sich Bil­dungs­forsch­er Gedanken darüber machen, wie Män­geln im deutschen Bil­dungswe­sen abge­holfen und das deutsche Bil­dungssys­tem ins­ge­samt verbessert wer­den kann; denn nur ein leis­tungs­fähi-ges Bil­dungswe­sen erhöht die Bil­dungschan­cen von Bil­dungswilli­gen. Zu war­nen ist aber davor, dass auch für „Nicht­in­hab­er ein­er for­malen Hochschulzu­gangs­be-rech­ti­gung“ der Hochschulzu­gang möglich sein soll. Das käme ein­er Entwer­tung des Abiturs mit zen­traler Prü­fung und hohen Anforderungs­stan­dards gle­ich und wird von uns abgelehnt“, so der Lan­desvor­sitzende des Philolo­gen­ver­ban­des Ba-den-Würt­tem­berg (PhV BW), Karl-Heinz Wurster.

„Uns erscheint der Bericht der Bil­dung­sex­perten sehr stark von rein wirtschaftlichen Gesicht­spunk­ten geprägt“, kom­men­tiert Wurster das Gutacht­en und weist darauf hin: „Auf­gabe des Gym­na­si­ums ist es zunächst, mit ein­er bre­it­en und qual­i­ta­tiv hochw­er­ti­gen Fächer­palette Voraus­set­zun­gen für ein sich anschließen­des Hochschul­studi­um und den weit­eren beru­flichen Werde­gang zu schaf­fen.“ Wurster: „Wir kön­nen Schulen nicht wie ein Wirtschaft­sun­ternehmen führen, in völ­liger Autonomie, zwar staatlich finanziert, aber von pri­vat­en Trägern geleit­et und let­ztlich bee­in­flusst und inhaltlich bes­timmt. Das führt zu schul- und unter­richts­frem­den Bee­in­flus­sun­gen, zu Ungerechtigkeit­en, zu regionalen Vorteilen und let­ztlich zu mehr Bil­dung­sun­gerechtigkeit.“

Gym­nasiale Bil­dung darf nach Auf­fas­sung des PhV nicht nur unter dem Aspekt rein wirtschaft­sori­en­tiert­er Zielset­zung gese­hen wer­den. Der Bil­dungsauf­trag des all­ge­mein bilden­den Gym­na­si­ums habe seinen Schw­er­punkt in der math­e­ma­tisch-natur­wis­senschaftlichen sowie sprach­lich-geistes- und gesellschaftswis­senschaftlichen und musisch-kün­st­lerischen Aus­rich­tung. Im Übri­gen bleibe auch eine anspruchsvollere Wertev­er­mit­tlung am Beispiel guter Vor­bilder ein Auf­trag gym­nasialer Bil­dung.

Ob die Qual­ität der Lehrerbil­dung durch die vom „Aktion­srat Bil­dung“ „unverzügliche“ Ein­führung des BA/­MA-Sys­tems bess­er wird, bezweifelt der Philolo­gen­ver­band. Auf jeden Fall müsse aber garantiert wer­den, dass eine zusät­zlich zum Mas­ter vergebene staatliche Prü­fung stat­tfinde. Sie biete für die Lehramtsstu­di­engänge im Bach­e­lor-/Mas­ter­studi­um die Garantie, dass dieser Stu­di­en­gang anerkan­nt sei und bleibe und die darin aus­gewählten prü­fungsrel­e­van­ten Inhalte die Ver­gle­ich­barkeit des Abschlusses über die Lan­desuni­ver­sitäten hin­weg sichere.

Nach Auf­fas­sung des Philolo­gen­ver­ban­des sollte an der vier­jähri­gen Grund­schulzeit fest­ge­hal­ten wer­den. Heftige Kri­tik äußert der Ver­band an den Vorschlä­gen des Exper­ten­teams, grund­sät­zlich Hauptschulen und Realschulen zusam­men­zule­gen. Damit werde die Bil­dung­sun­gerechtigkeit nicht verbessert. Das Mehrgliedrige Schul­sys­tem muss erhal­ten bleiben und schu­lart­spez­i­fisch gut aus­ges­tat­tet wer­den.

Begrüßt wird vom Philolo­gen­ver­band die von den Bil­dung­sex­perten geäußerte Ein­sicht, dass Bil­dungspoli­tik nicht nur von der gesamten Gesellschaft, son­dern auch von den Bil­dungsempfängern Anstren­gungs- und Leis­tungs­bere­itschaft sowie Zielo­ri­en­tierung ein­fordern muss. „Unter­stützt wird von uns auch, dass das gesamte Bil­dungssys­tem zur Verbesserung der schulis­chen Rah­menbe­din­gun­gen min­destens eine dem „OECD-Durch­schnitt entsprechende Finanzierung“ erhal­ten muss“, so Wurster abschließend.

 

 

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