Forderungen an Kultusministerium und Grün-Rot

11. September 2014

* Für eine sta­bile Unter­richtsver­sorgung trotz gestiegen­er Schülerzahl und für eine aus­re­ichende Krankheit­sre­serve

* Für einen weit­eren Abbau der Über­stun­den­bug­welle von immer noch 20.000 Über­stun­den gym­nasialer Lehrkräfte

* Für zusät­zliche Unter­stützung der Lehrkräfte in den Klassen 5 und 6 bei der indi­vidu­ellen Förderung und Beratung von Schülern

“Mehr Schüler bedeutet auch, dass wir mehr Lehrer brauchen” betonte der Kul­tus­min­is­ter in ein­er Pressemit­teilung vom 25. 7. 2014. Dieser Äußerung stimmt der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg aus­drück­lich zu und begrüßt, dass es dem Kul­tus­min­is­teri­um gelun­gen ist, den Umfang der geplanten Stel­len­stre­ichun­gen zu reduzieren und ein zusät­zlich­es Ein­stel­lungskontin­gent zu schaf­fen.

Mit ähn­lichen Ein­stel­lungszahlen wie im Vor­jahr wird man jedoch im gym­nasialen Bere­ich die anste­hen­den Auf­gaben nicht bewälti­gen kön­nen. Angesichts der an den Gym­nasien des Lan­des zum neuen Schul­jahr sog­ar um etwa 3.500 angewach­se­nen Schülerzahlen ist für eine gute Unter­richtsver­sorgung auch eine entsprechend höhere Zahl an Neue­in­stel­lun­gen erforder­lich.

Zusät­zliche Stellen sind auch für den weit­eren Abbau der Über­stun­den­bug­welle im gym­nasialen Bere­ich Voraus­set­zung. Der Kul­tus­min­is­ter kann froh sein, dass durch den Abgang des dop­pel­ten Abitur­jahrganges 2012 ein größer­er Ein­stieg in den Aus­gle­ich der damals rund 29.000 Über­stun­den möglich war — im ver­gan­genen Schul­jahr immer noch über 20.000 Stun­den — die auch nach Aus­sagen von Kul­tus­min­is­ter Stoch einen Kred­it der Lehrkräfte an das Land bedeuten. Der Abbau der Über­stun­den muss also weit­erge­hen, zumin­d­est in Schrit­ten von drei- bis vier­tausend Stun­den wie in den let­zten bei­den Jahren.
Drit­ter Grund für zusät­zliche notwendi­ge Ressourcen im gym­nasialen Bere­ich ist die auf die Abschaf­fung der Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung zurück­zuführende wach­sende Het­ero­gen­ität in den Ein­gangsklassen der Gym­nasien und die dadurch in größerem Umfang erforder­liche indi­vidu­elle Förderung und Beratung der Kinder in den fün­ften und sech­sten Klassen. Die schon zum Ende des Schul­jahres 2012/13 deut­lich gewor­dene Entwick­lung hat sich zum Ende des ver­gan­genen Schul­jahres noch ver­stärkt. Neben der erneuten Zunahme der Nicht­ver­set­zten­zahlen in den fün­ften Klassen wur­den jet­zt auch deut­lich mehr Kinder am Ende der sech­sten Klassen nicht ver­set­zt.
Eine Son­der­erhe­bung des Kul­tus­min­is­teri­ums an etwa 95 Prozent der Gym­nasien und Realschulen anfangs der Som­mer­fe­rien brachte es an den Tag:
In den fün­ften Klassen der Gym­nasien hat sich die Sitzen­bleiberquote von bish­er 0,4 Prozent um über 1,2 Prozent auf jet­zt 1,6 Prozent vervier­facht. In den sech­sten Klassen der Gym­nasien hat sich diese Quote von 1,4 Prozent auf 2,6 Prozent fast ver­dop­pelt.
In den fün­ften Klassen der Realschulen stieg die Quote der Nicht­ver­set­zten im sel­ben Zeitraum von 0,7 Prozent um über 3,1 Prozent auf 4,4 Prozent. In den sech­sten Realschul-Klassen hat sich diese Quote von 1,9 Prozent auf 3,8 Prozent ver­dop­pelt.

Kul­tus­min­is­ter Stoch räumt ein, dass die indi­vidu­elle Förderung an den Schulen erhe­blich aus­ge­baut wer­den muss. Aber wie kann der Vor­sitzende der SPD-Land­tags­frak­tion Claus Schmiedel angesichts dieser Zahlen zu dem Schluss kom­men, der Realschul­bere­ich müsste bezüglich Förder­stun­den gle­ichgestellt wer­den mit den Gym­nasien? Claus Schmiedel sollte sich erst ein­mal über den Unter­schied zwis­chen Pool­stun­den und Förder­stun­den am Gym­na­si­um informieren, dann kön­nte er festzustellen, dass ursprünglich zwölf für andere Zwecke vorge­se­hene Pool­stun­den noch nicht ein­mal voll­ständig zur Ver­fü­gung ste­hen. Wir kön­nen nur ver­muten, dass Schmiedel durch solche Vorschläge von der Bevorzu­gung der Gemein­schaftss­chule gegenüber den anderen Schu­larten ablenken will.

Bei­de Bere­iche sind mas­siv betrof­fen, Realschulen noch drama­tis­ch­er als die Gym­nasien, bei­de Bere­iche — Realschulen und Gym­nasien — brauchen drin­gend eine bessere per­son­elle und finanzielle Ausstat­tung. Philolo­gen­ver­band und Realschullehrerver­band Baden-Würt­tem­berg (siehe PM des RLV vom 14. 8. 2014) sind sich in der Ein­schätzung der Lage einig und fordern das Kul­tus­min­is­teri­um und die Lan­desregierung zur uneingeschränk­ten Gle­ich­be­hand­lung aller Schu­larten im neuen Schul­jahr auf.

Da der Kul­tus­min­is­ter gar nicht so weit ent­fer­nt zu sein scheint von einem ‘Mehr’ an Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung, nach­dem er zu Beginn der Som­mer­fe­rien an die Eltern appel­lierte, bei der Schul­wahl ver­ant­wortlich zu han­deln und die Empfehlung der Grund­schule sehr ernst zu nehmen, appel­liert der PhV BW zum Schul­jahres­be­ginn an Kul­tus­min­is­ter Andreas Stoch, die Regelun­gen der Grund­schulempfehlung noch ein­mal grund­sät­zlich zu über­denken. “Mehr Verbindlichkeit bei der Grund­schulempfehlung ist im Inter­esse der Kinder drin­gend erforder­lich! Wir set­zen uns darüber hin­aus für eine Vor­lage der Grund­schulempfehlung bei der weit­er­führen­den Schule ein, wie dies zulet­zt auch die Direk­toren­vere­ini­gun­gen gefordert haben” so Bernd Saur abschließend.

* * *

An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den über 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt über 8.200 im Ver­band organ­isierte Lehrerin­nen und Lehrer an den 446 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

 

www.phv-bw.de

Down­loads:
Pressemit­teilung als PDF-Doku­ment
Bild des PhV BW-Vor­sitzen­den Bernd Saur

 

 

 

 

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