Philologenverband fordert nachhaltige Lehrereinstellung am Gymnasium!
8. Juni 2012
08.06.2012 / 1811 – 13-12
Zumeldung des Philologenverbands Baden-Württemberg zur Pressemitteilung des Kultusministeriums Nr. 61/2012 vom 8.Juni 2012 zur Lehrereinstellung
Einstellungszahl fürs Gymnasium missachtet entscheidende Faktoren
„Wir bilden 1.800 Lehrkräfte aus und schauen zu, wie viele in andere Bundesländer abwandern“
Philologenverband fordert nachhaltige Lehrereinstellung am Gymnasium!
Von den 730 Einstellungen für die Schulart Gymnasium werden nach Abzug der verfügten Abordnungen an andere Schularten effektiv nur 380 ihren Dienst auch tatsächlich an einem Gymnasium antreten können.
Diese Zahl, also etwa eine neue Lehrkraft pro Gymnasium, missachtet den tatsächlichen Bedarf, weil entscheidende Faktoren außeracht gelassen werden:
„Inwieweit ist denn bei dieser zu geringen Einstellungszahl der massive und zuletzt vom Landeselternbeirat in einem Offenen Brief beklagte Unterrichtsausfall aufgrund einer völlig unzureichenden Krankheitsreserve berücksichtigt?“ fragt der PhV-Landesvorsitzende Bernd Saur nach Bekanntgabe der Einstellungszahlen für das kommende Schuljahr. Laut Landeselternbeirat ist Baden-Württemberg „mit 1,5% der Lehrerstellen im Ländervergleich besonders schlecht ausgestattet“. Der Durchschnittswert für Deutschland beträgt 2,5% und es wären 1.000 Neueinstellungen nötig, um diesen Wert zu erreichen. Mit den vorgelegten Einstellungszahlen wird sich an dem unsäglichen Zustand, wonach Verträge für Krankheitsvertretungen nicht mehr verlängert und keine neuen abgeschlossen werden können, nichts ändern lassen. Hier wird eine Chance vertan!
Aufgrund des Wegfalls der Verbindlichkeit bei der Grundschulempfehlung und der anhaltenden Beliebtheit des Gymnasiums sind erneut mehr Kinder aufs Gymnasium gewechselt, wodurch das Gymnasium zur Schulart mit der heterogensten Schülerschaft geworden ist. Um den Schülerinnen und Schülern vor diesem Hintergrund gerecht werden zu können, ist dringend eine weitere Absenkung des Klassenteilers vorzunehmen. Was offensichtlich für die Gemeinschaftsschule gut ist (Klassenteiler 28) wird anderen Schularten bewusst vorenthalten (Klassenteiler 30). Wie die grün-roten Bildungspolitiker diese eklatante Ungleichbehandlung mit ihren zur Genüge strapazierten Schlagwörtern wie „Chancengerechtigkeit“ und „Chancengleichheit“ in Einklang bringen, bleibt der Phantasie des Bürgers überlassen.
Im Rahmen des alljährlichen Organisationserlasses ist der AG-Bereich massiv eingedampft worden. Wann können Gymnasiasten endlich wieder in den Genuss eines einigermaßen vertretbaren Angebots an Arbeitsgemeinschaften kommen? Will man die jetzigen Schrumpfangebote als Dauerzustand festschreiben?
Wann, wenn nicht jetzt, müsste das Kultusministerium massiv in die Rückgabe der aufgelaufenen Bugwelle im Volumen von 1.300 Deputaten einsteigen, wozu es übrigens gesetzlich verpflichtet wäre. Angesichts der Bewerberzahlen wäre dies gerade jetzt zwingend geboten!
Die erwähnte zunehmende Heterogenität im Zusammenhang mit der Maßgabe möglichst hoher individueller Förderung bei Beibehaltung des unverzichtbaren gymnasialen Niveaus macht es zwingend notwendig, das Wochendeputat der gymnasialen Lehrkräfte wieder auf 24 Wochenstunden abzusenken. Qualität hat ihren Preis und wer sie will, muss den Preis bezahlen!
Bei keiner Schulart klafft eine so große Lücke zwischen Bewerberzahl und Zahl der Einstellungen. Anstatt diese Chance zu nutzen und unsere qualifizierten Lehramtsanwärter zur Realisierung der beschriebenen Maßnahmen einzustellen, müssen wir zusehen, wie sie in andere Bundesländer abwandern und für Baden-Württemberg und seine Landeskinder für immer verloren sind.
„Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass die Landesregierung eine einmalige Chance für eine nachhaltige Lehrereinstellung vertut und fordern daher eine Verdoppelung der Einstellungszahl“ so Bernd Saur abschließend.
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur