Staatsexamen und Master parallel vergeben!
12. April 2006
12.4.2006 / 1811 — 14–06
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) schlägt vor:
Staatsexamen und Master parallel vergeben!
PhV fordert: Die Lehrerausbildung muss weiter unter der Aufsicht des Staates bleiben!
„Wenn der Kultusminister die Lehrerbildung an Bachelor-/Mastermodelle angleichen will, sollte er im Interesse der Studierenden und der Schulen für eine parallele Vergabe des Masters und des Staatsexamens sorgen“, fordert die stellvertretende Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg (PhV BW), Dr. Susanne Lin-Klitzing. Damit bleibe die Aufsichtsfunktion des Staates gewährleistet und es sei eine Einführung des Masters parallel zum Staatsexamen möglich; der Bachelorabschluss könne nur als Ausstiegsmöglichkeit, nicht aber als berufsqualifizierender Abschluss für das Lehramt dienen. „Das legt schon die Kultusministerkonferenz (KMK) in ihren Quedlinburger Beschlüssen fest“, stellt Lin-Klitzing fest..
Der Philologenverband Baden-Württemberg beschäftigt sich bereits seit Jahren mit dem „Bologna-Prozess“, der die Bachelor- und Masterabschlüsse – mit Ausnahme des Lehramts – europaweit vorsieht. Der Verband warnt deshalb vor einer „Deprofessionalisierung“ des Lehrberufs, für den nach TIMSS und PISA eher mehr als weniger Berufswissen erforderlich sei. Nach bisher vorliegenden Untersuchungen führt aus Sicht des Philologenverbandes die Umstellung auf Bachelor/Master eher zu einer Verlängerung des Studiums und mache auch im Blick auf die Erhebung von Studiengebühren überhaupt keinen Sinn. Wenn allerdings der politische Wille nach „unnötiger Anpassung“ der Lehrerbildung bestehe, dann könne das gymnasiale Lehramtsstudium in Baden-Württemberg mit geringem Semesterwochenstundenanteil in Erziehungswissenschaft, Fachdidaktik, in ethisch-philosophischem Begleitstudium und mit der Möglichkeit des aufteilbaren Praxissemesters für Lehramtsstudierende bis zur Zwischenprüfung geführt werden, und zwar parallel zu den Studierenden, die den Bachelor-Weg gewählt hätten.
Eine Modularisierung des Studiums und die Einführung der im Bologna-Prozess gewünschten ECTS-Punkten (Europäische Studienkreditpunkte) sei möglich, sagt Lin-Klitzing, schließt aber eine ähnliche Parallelführung zum „Master of Science“ oder „Master of Arts“ aus, da die Gleichwertigkeit zweier für das Lehramt zu studierender Fächer zu berücksichtigen sei. Hier könnte dann nach dem Hauptstudium ein paralleler Abschluss von Master und Staatsexamen eingeführt werden.
Da der Bachelor für ein Lehramt nicht berufsqualifizierend sei, könne er auch nicht die Voraussetzung für einen „Master im Lehramt“ sein.
„Es gibt also jede Menge Probleme, die auch die anderen Bundesländer noch nicht befriedigend gelöst haben, weil im Bologna-Prozess die Staatsexamina für das Lehramt, Jura und Medizin eben nicht berücksichtigt sind. Bayern setzt – wie das Modell der Technischen Universität München zeigt – auch bei einer Umstellung auf Bachelor und Master kontinuierlich auf das Staatsexamen. Das bietet auch für unsere Landesregierung eine gute Lösung, so Lin-Klitzing abschließend.