Pisa-E-Ländervergleich bestätigt, dass an Baden-Württembergs Gymnasien von Schülern und Lehrern gute Arbeit geleistet wird

14. Juli 2005

14.7.2005 / 1811 — 18–05

Pisa-E-Län­derver­gle­ich

Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg zum Pisa-E-Län­derver­gle­ich:

Pisa-E-Län­derver­gle­ich bestätigt, dass an Baden-Würt­tem­bergs Gym­nasien von Schülern und Lehrern gute Arbeit geleis­tet wird

Bun­deslän­der mit gegliedert­er Schul­struk­tur schnei­den wieder bess­er ab

„Für uns sind die Ergeb­nisse des Län­derver­gle­ichs der Pisa-Studie keine Neuigkeit, son­dern der Beweis dafür, dass von den Lehrerin­nen und Lehrern an unseren Gym­nasien erfreulich gute Arbeit geleis­tet wird und sich das drei­gliedrige Schul­sys­tem mit dem Zen­tral­abitur bewährt hat“, so das Resümee des PhV-Lan­desvor­sitzen­den Karl-Heinz Wurster nach Bekan­nt­gabe der Ergeb­nisse. Wurster übte Kri­tik an ide­ol­o­gisch gefärbten Inter­pre­ta­tionsver­suchen im Vor­feld der Bekan­nt­gabe und beze­ich­nete diese als „unser­iös“. Das gelte ins­beson­dere für genan­nte Durch­schnittszahlen über ange­blich im Bun­desver­gle­ich geringe Klassen­stärken in Baden-Würt­tem­berg. Die Gym­nasien Baden-Würt­tem­bergs erzie­len trotz sehr großer Klassen (im Durch­schnitt 27,8 Schüler pro Klasse gegenüber 22 Schülern bei Hauptschulk­lassen) im Pisa-Län­derver­gle­ich über­durch­schnit­tliche Ergeb­nisse. Die in den let­zten Jahren an den Gym­nasien gestiege­nen Schülerzahlen und nach wie vor rand­vollen Klassen mit über 30 Schülern erfordern nach Auf­fas­sung Wursters also eine dif­feren­ziert­ere Betra­ch­tung der von Geg­n­ern des gegliederten Schul­we­sens in die Diskus­sion gebracht­en Zahlen und schulis­chen Rah­menbe­din­gun­gen in diesem Land.

Wieder­holt hat der PhV darauf hingewiesen, dass an den Gym­nasien lan­desweit allein in den bei­den Jahren von 2001 bis zum Schul­jahr 2003/04 nahezu 12.000 Schüler mehr reg­istri­ert wur­den (also ein Zuwachs von 273.025 im Schul­jahr 2001/02 auf 284.832 Schüler im Schul­jahr 2003/04). Wurster: „Baden-Würt­tem­bergs Gym­nasien haben trotz verbesserungswürdi­ger Rah­menbe­din­gun­gen gute Arbeit geleis­tet, doch darf sich das Land darauf nicht aus­ruhen und im Bil­dungs­bere­ich sparen. Ins­beson­dere ist die attestierte schwache soziale Aus­ge­wogen­heit zu verbessern“.

„In den lan­des- und bun­desweit­en Schulleis­tung­sun­ter­suchun­gen haben gera¬de die Bun­deslän­der mit ein­er klar gegliederten Schul­struk­tur am besten abgeschnit¬ten,“ sagte Wurster und wies darauf hin, dass Struk­tur­de­bat­ten von der Notwendigkeit ablenken, die Qual­ität der schulis­chen Bil­dungsar­beit in einem vielfältig ge¬gliederten schulis­chen Bil­dungssys­tem zu verbessern.

Wir wollen nicht ver­schweigen, dass schulis­che Rah­menbe­din­gun­gen und soz­iökonomis­che Fak­toren für erfol­gre­iche Bil­dung­sprozesse eine ganz wesentliche Rolle spie­len“, so Karl-Heinz-Wurster in sein­er Bew­er­tung des Län­derver­gle­ichs. Zur Hauptschule sagte Wurster, dass sie eine dif­feren­zierte Förderung benötige. „Hier müssen alle Hebel in Bewe­gung geset­zt wer­den, um diese Schu­lart zu ret­ten!“ Im Übri­gen müsse für eine gute Durch­läs­sigkeit zwis­chen den Schu­larten gesorgt wer­den, um auch Spä­ten­twick­lern die Chance eines Wech­sels auf die Realschule und/oder Gym­na­si­um zu ermöglichen. Eine zen­trale Rolle spiele die Grund­schule, die für alle Schüler eine solide Basis für die weit­er­führen­den Schu­larten liefern müsse, und zwar unab­hängig von der sozialen Herkun­ft der Schüler. Wurster hob in diesem Zusam­men­hang her­vor, dass ger­ade Baden-Würt­tem­berg mit seinem Ansatz zur stärk­eren frühkindlichen Förderung auf dem richti­gen Weg sei. Bei der Lehrerbil­dung und an materiellen und per­son­ellen Ressourcen dürfe auf keinen Fall ges­part wer­den.

Der Philolo­gen­ver­band trifft im Blick auf die Ergeb­nisse der inter­na­tionalen Pisa-2-Studie fol­gende Fest­stel­lun­gen:

  • Der Ver­gle­ich von Fähigkeit­en bei 15-Jähri­gen ist lediglich ein Teilaspekt, weil er auss­chließlich Auskun­ft über aus­gewählte Teil­bere­iche gibt, das Fächerange­bot ins­ge­samt aber nicht berück­sichtigt. So haben deutsche Schüler im Ver­gle­ich zu Schülern aus anderen Staat­en einen umfan­gre­icheren Fächerkanon in einem stärk­er dif­feren­zierten Bil­dungssys­tem zu bewälti­gen.
  • Nicht berück­sichtigt bei der Auswer­tung wur­den der hohe Stun­denan­teil durch den Fremd­sprache­nun­ter­richt und der gesellschaftswis­senschaftliche Fächer­an­teil.
  • Nicht einge­flossen in die Studie ist jen­er Stun­denan­teil, der ins­ge­samt in dieser Altersstufe pro Fach zur Ver­fü­gung ste­ht (zum Beispiel für Fäch­er wie Ethik und Reli­gion).
  • In der Pisa-2-Studie kommt prak­tisch nicht zum Aus­druck, was ein Schüler in den jew­eili­gen Län­dern im Rah­men seines wöchentlichen Unter­richts noch über die drei getesteten Fäch­er hin­aus im Pflicht­bere­ich zu leis­ten hat­te. Pisa 2 klam­mert aus, was son­st noch unter­richtet wurde und welche Rah­menbe­din­gun­gen ins­ge­samt gegeben waren (unter anderem Zahl der Schüler pro Klasse, Zahl der zu unter­rich­t­en­den Stun­den pro Klasse, Zahl der Pflicht­fäch­er, Zusatzange­bote, Höhe der Lehrerdep­u­tate, Zahl der Förder­stun­den, Dif­feren­zierungsmöglichkeit­en, Unter­stützung durch Schu­las­sis­ten­ten, etc.).
  • Ein Ver­gle­ich der Leis­tun­gen von auss­chließlich 15-Jähri­gen berück­sichtigt nicht ein in den Bil­dungssys­te­men jew­eils unter­schiedlich­es Ein­schu­lungsalter.
  • Testver­fahren, die aus ein­er vorherrschen­den angel­säch­sis­chen Sprachkul­tur entwick­elt wor­den sind, kön­nen nicht auf unsere Bil­dungssys­teme über­tra­gen wer­den. Ein Testver­fahren, welch­es auf unter­schiedlichen Sprachen und Sprach­sys­te­men beruht, berück­sichtigt nicht die kul­turellen und sprach­lichen Unter­schiede der an der Studie beteiligten Län­der.
  • Nicht berück­sichtigt wur­den sozio-ökonomis­che Fak­toren. Kleine Län­der wie Finn­land sind nicht mit einem Bren­npunk­t­land wie Deutsch­land und seinem hohen Aus­län­der­an­teil ver­gle­ich­bar.

 

 

 

 

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