Universitäts- und Gymnasiallehrer diskutierten über diese wichtige Nahtstelle im Bildungswesen
19. September 2013
19.09.2013 / 1811 — 22b-13
Pressemitteilung der Gymnasiallehrerverbände Österreichs, Bayerns und Baden-Württembergs
18. September 2013
54. Internationales Bodenseetreffen
Der Übergang vom Gymnasium zur Universität
Universitäts- und Gymnasiallehrer diskutierten über diese wichtige Nahtstelle im Bildungswesen
Zahlreiche Gymnasiallehrkräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz trafen einander am 14. und 15. September 2013 in Bregenz zum Erfahrungsaustausch über eine wichtige Nahtstelle des Bildungssystems, den Übergang vom sekundären zum tertiären Bereich. Den Veranstaltern war es gelungen, hochkarätige Referenten, Universitätsprofessoren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, zu gewinnen:
- Dr. Franz Eberle vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich
- Mag. Dr. Arthur Mettinger, Rektor des FH Campus Wien
- Dr. Jürgen Rekus vom Institut für Allgemeine Pädagogik am Karlsruher Institut für Technologie
Unter dem Titel “Den Übergang vom Gymnasium zur Universität optimal gestalten” boten die drei Referenten am Samstag höchst interessant Einblicke in die Erfahrungen ihrer Länder und aktuelle Forschungsergebnisse. Besonders aufhorchen ließen die Referenten unter anderem mit folgenden Aussagen:
Prof. Dr. Franz Eberle
“Ich plädiere dafür, die Förderung der allgemeinen Studierfähigkeit aller Absolventen des Gymnasiums als dessen Kernaufgabe beizubehalten. Diese Zielsetzung führt nämlich auch zu deren breiten Allgemeinbildung und vertieften Gesellschaftsreife. Wir brauchen kein Fachidiotentum.”
“In der Schweiz erlangen nur etwa 20 % eines Jahrgangs ein Maturazeugnis, das ihnen bis auf Medizin uneingeschränkten Zugang zu allen Universitätsstudien verleiht. Das ist im internationalen Vergleich ein hohes Privileg des Schweizer Maturazeugnisses.”
Ao. Univ.-Prof. Dr. Arthur Mettinger
“Die Studierfähigkeit braucht einen kontinuierlichen Aufbau, der früh beginnen muss und nicht von der Schule allein geleistet werden kann.”
“Misserfolg ist im Leben eine Notwendigkeit. Ein Misserfolgsmanagement muss bei allen Bildungsprozessen mitgedacht werden.”
Prof. Dr. Jürgen Rekus
“Die gymnasiale Bildung ist von zehn Jahren an auf die Befähigung für ein späteres Studium ausgerichtet. Alle Gymnasiallehrer müssen daher an der Universität ausgebildet werden.”
“Ein guter Lehrer muss nicht nur ein fachkundiger Lehrer sein, sondern auch ein von seinem Fach begeisterter Lehrer.”
Beim Bodenseetreffen kamen auch Spitzenvertreter der Gymnasiallehrerverbände, nämlich Gerhard Riegler, Vorsitzender der Österreichischen Professoren Union (ÖPU), Max Schmidt, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbandes (bpv) und Bernd Saur, Vorsitzender des Philologenverbandes Baden-Württemberg (PhV BW) ausführlich zu Wort.
Am Sonntagvormittag hielt o. Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle, Bundesminister für Wissenschaft und Forschung in Österreich, den Festvortrag zum Thema “Was ist Studierfähigkeit und verfügen Gymnasialabgänger darüber?”. Der Wissenschaftsminister bezog nach einem beeindruckenden Rückblick, der die Anwesenden bis in die Antike führte, Position zu aktuell diskutierten Fragen universitärer Bildung:
“Derzeit erfahren Menschen, die keinen akademischen Weg einschlagen, oftmals eine ungerechtfertigte Abwertung. Wir erleben, abgesehen vom Sport und der Kunst, eine einseitige Wertschätzung des Kognitiven.” Minister Töchterle sprach sich gegen einen “Akademisierungswahn” aus: “Wir brauchen dringend die gesellschaftliche Aufwertung anderer Fertigkeiten und eine höhere Wertschätzung von Lehrberufen und des Handwerks.”
“Was in manchen Staaten alles Universität heißt, ist oftmals nur eine Ausbildungsstätte, aber keine Stätte von Forschung und Lehre, also keine Universität im humboldtschen Sinn mehr. Was dort gelernt wird, lernt man in Österreich auf gleichem Niveau außerhalb der Universität.”
Gerhard Riegler (ÖPU), Max Schmidt, (bpv) und Bernd Saur (PhV BW) halten abschließend fest: “Gymnasien und Universitäten dürfen nicht Spielball kurzsichtiger Politik und ideologischer Grabenkämpfe sein! Der Bildungs- und Lebenserfolg junger Menschen muss im Zentrum aller Überlegungen stehen.”
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur