Trotz positiver Ansätze bleibt Bildungsbereich auf Sparflamme
22. Juni 2006
22.6.2006 / 1811 — 23–06
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) zur Regierungserklärung des Ministerpräsidenten vom 21. Juni 2006
„Trotz positiver Ansätze bleibt Bildungsbereich auf Sparflamme“
„Wir begrüßen, dass der Ministerpräsident auf dem Gebiet „Bildung und Betreuung“ neue Projekte auf den Weg bringen will, und werden ihn hierbei gern im Dialog begleiten, befürchten aber ein Hin- und Herschieben der dafür benötigten Gelder und warnen davor, Finanzmittel für neue Projekte aus anderen schulischen Bereichen herauszuschneiden“, so der Landesvorsitzende Karl-Heinz Wurster zur Regierungserklärung von Ministerpräsident Günther H. Oettinger.
Die Ankündigung, dass die Lebensarbeitszeit für Beamte und damit auch für Lehrer schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden soll, wird beim Philologenverband kritisch gesehen. „Warum will Baden-Württemberg mit der Anhebung der Lebensarbeitszeit unbedingt den Vorreiter spielen“, fragt Wurster und fordert für Lehrer klare Berufsperspektiven. Das gelte nicht nur für die Lehrerausbildung, für das Arbeitsumfeld und den Einstieg ins Berufsleben, sondern auch für den Ausstieg nach einer vierzigjährigen Dienstzeit unter schwierigen Rahmenbedingungen. Ein volles Unterrichtsdeputat bis 67 Jahre ist für den Philologenverband ohne gleitende Ausstiegsmöglichkeiten – auch im Sinne eines kontinuierlichen und verlässlichen Lehrereinstellungsverfahrens – nicht vorstellbar.
Geäußerte Vorstellungen des Ministerpräsidenten, mit den durch eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit erwirtschafteten Geldern könnten beispielsweise Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen oder Pensionsfonds finanziert werden, seien noch wenig konkret. „Sollen wir nun den Gesundheitsschutz durch eine längere Lebensarbeitszeit auch noch selbst finanzieren“, fragt PhV-Chef Wurster.
Unausgereift sind für den PhV auch die Vorstellungen über das Betreuungskonzept für Ganztagsschulen mit ehrenamtlichen Jugendbegleitern. Wurster: „Wir brauchen ein verlässliches und von qualifizierten Pädagogen getragenes Konzept.“
Zu Überlegungen von Ministerpräsident Oettinger, Lehrer könnten Eltern von Kindern mit Erziehungsproblemen zu Haus aufsuchen, äußert PhV-Landesvorsitzender Wurster: „Das ist eine Aufgabe von Sozialpädagogen, die wir im schulischen Ganztagsbetrieb brauchen und die professionell Brücken zwischen Lehrern und Elternhäusern schlagen können.“