PhV BW gegen Jahresarbeitszeitkonten für Lehrkräfte
9. September 2010
09.09.2010 / 1811 — 26–10
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) zum neuen Schuljahr
Philologenverband begrüßt positive Würdigung der Lehrerarbeit durch Kultusministerin Marion Schick, kritisiert aber massiv die Sparpläne des Finanzministers
- PhV BW gegen Jahresarbeitszeitkonten für Lehrkräfte
- Streichung von drei freien Tagen bringt keinen einzigen Euro
- Unterrichtsversorgung im Pflichtbereich muss auch ohne Einsatz der Krankheitsreserve gesichert sein
Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW), Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien, weist zu Beginn des neuen Schuljahres darauf hin, dass Lehrkräfte Sommerferien mitnichten nur zur Erholung nutzen, sondern auch zur Planung des neuen Schuljahres und zur Unterrichtsvorbereitung. “Wir begrüßen die positiven Äußerungen der Kultusministerin über die Lehrerarbeit bei ihren Schulbesuchen in der letzten Ferienwoche”, so der PhV-Landesvorsitzende Bernd Saur. “Wir würden uns von ihr aber auch eine deutlichere Unterstützung gegen die in dieser Form unverantwortlichen Einsparüberlegungen von Finanzminister Stächele wünschen.”
Der PhV reagiert empört auf Überlegungen — mitten in den Sommerferien — von Finanzminister Stächele, bei den Lehrern sparen zu wollen:
* Finanzminister Stächele stellt die drei zusätzlichen beweglichen Ferientage in Frage und weist irreführend darauf hin, sie entsprächen 1.400 Lehrerstellen oder rund 70 Millionen Euro. Er erinnert daran, dass diese drei beweglichen Ferientage aus der Zeit der Arbeitszeitverkürzung verblieben sind.
Der PhV stellt klar, dass die drei beweglichen Ferientage als Ausgleich für eine nur den Lehrern vorenthaltene Arbeitszeitverkürzung so nie gewünscht waren, dass aber in Wirklichkeit durch die Streichung der drei zusätzlichen Ferientage kein einziger Euro eingespart würde. Außerdem weist der PhV darauf hin, dass in der Zwischenzeit für Gymnasiallehrer eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung um zwei Stunden auf jetzt 25 Wochenstunden erfolgte. Diese ergab Einsparungen von etwa 1.600 Lehrerstellen und damit von rund 80 Millionen Euro jährlich.
* Der Finanzminister fordert, es dürften die Ausgaben für Krankheitsvertretungen und Betreuungsaufgaben nicht immer mehr ausgeweitet werden.
Der PhV weist darauf hin, dass die zur Verfügung stehenden Lehrerstellen seit Jahren nicht zur Abdeckung des Pflichtunterrichts ausreichen, obwohl dafür schon Krankheitsvertretungen mit eingeplant werden und eine Überstundenbugwelle gleichzeitig seit Jahren immer stärker anwächst.
* Finanzminister Stächele stellt wie schon vor zwei Jahren die Einführung von Jahresarbeitszeitkonten für Lehrer zur Diskussion, “um ihren Einsatz effektiver und kostengünstiger steuern zu können.”
Der PhV lehnt die Neuauflage eines schon mehrfach diskutierten, aber immer wieder verworfenen Vorschlags als ungeeignete Maßnahme ab, obwohl sich dabei absehbar herausstellen würde, dass Lehrer mit ihrer Arbeitszeit erheblich über der 41-Stunden-Woche der übrigen Beamten liegen.
Der PhV erkennt durchaus die Bemühungen der Landesregierung und des Kultusministeriums an, in viele Bereiche der Bildung zu investieren.
“Warum versucht Herr Stächele, durch solche Gedankenspiele in der Öffentlichkeit Stimmung gegen Lehrer zu machen”, fragt Bernd Saur.
So kann die solide Argumentation eines Finanzministers nach Ansicht des PhV-Vorsitzenden nicht aussehen.
Der Philologenverband würdigt auch die von Kultusministerin Marion Schick in der Landespressekonferenz vom 8. September 2010 veröffentlichte Liste von Maßnahmen im Bildungsbereich, PhV-Chef Bernd Saur kündigt aber an: “Wir werden zu Beginn des neuen Schuljahres sehr genau registrieren, ob die Unterrichtsversorgung in allen Bereichen wirklich gesichert ist, oder ob die Überstundenbugwelle noch weiter anwächst.”
Der Philologenverband fordert deshalb erneut — insbesondere angesichts der “demografischen Rendite” — auch die Rücknahme der 25. Stunde für Gymnasiallehrer.
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur