Gymnasiallehrer fordern mit rund 9.000 Unterschriften einen eigenständigen Bildungsplan
18. Dezember 2012
18.12.2012 / 1811 – 33-12
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) zur Auftaktveranstaltung der Bildungsplanreform 2015:
* Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer fordern mit rund 9.000 Unterschriften einen eigenständigen Bildungsplan
* PhV BW dankt allen für die Unterstützung durch ihre Unterschriften und reagiert empört auf skandalöses Verhalten des Landeselternbeirats (LEB)
Anlässlich der für den 19. Dezember 2012 angesetzten Auftaktveranstaltung zur Bildungsplanreform 2015 kündigt der Vorsitzende des PhV BW Bernd Saur die Übergabe von rund 9.000 Unterschriften an Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer an, verbunden mit der Forderung nach einem eigenständigen gymnasialen Bildungsplan:
Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer fordern einen eigenständigen Bildungsplan für den gesamten, mit Klasse 5 beginnenden gymnasialen Bildungsgang, der Schülerinnen und Schüler optimal auf das Abitur und ein Universitätsstudium vorbereitet, und lehnen jedwede Tendenz im Kultusministerium ab, einen gymnasialen Bildungsplan lediglich als eine Art Variante eines eigentlich schul- artunabhängigen Bildungsplans zu konzipieren, der die Bildungsstandards nur in unterschiedliche Niveaustufen aufgliedern und für die verschiedenen Abschlüsse (Orientierungsstufe, Hauptschulabschluss, Mittlerer Schulabschluss) Kompetenzstufen formulieren soll.
Auch wenn inzwischen von Seiten des Kultusministeriums und vom Ministerpräsidenten selbst diesbezüglich Zusagen gemacht wurden, bleibt die Skepsis gegenüber den beruhigenden Worten aus der Landesregierung bestehen, die von vielen angesichts früherer Aussagen nur als Beschwichtigungsoffensive gewertet werden. Natürlich wird sich der PhV BW an den Beratungen über die Bildungsplanreform 2015 im eigens dafür eingerichteten „Beirat“ konstruktiv beteiligen, der erstmals Ende Januar 2013 einberufen wird. „Wir werden uns auch in diesem Gremium dafür einsetzen, die Qualität und das begabungsgerechte Förderprofil des Gymnasiums zu erhalten! „Die Säule Gymnasium muss auch in Zukunft auf einem eigenen Fundament stehen“, so der PhV-Vorsitzende Bernd Saur.
In einem Offenen Brief vom 18. 12. 2012 kritisiert der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Theo Keck, den Ministerpräsidenten dafür, dass er sich – neben einer Bestandsgarantie für das Gymnasium („Das von den Deutschen so geliebte Gymnasium bleibt“) – auch für einen eigenen gymnasialen Bildungsplan ausgesprochen hat. Die Ausführungen Kecks bezüglich Abschulung und Gefährdung der Durchlässigkeit der zwischenzeitlich gänzlich von den extremen Gesamtschulbefürwortern instrumentalisierten LEB-Spitze lassen erkennen, dass offensichtlich nicht verstanden wurde, dass der Ministerpräsident zusammen mit seiner Bestandsgarantie vom 13. 11. 2012 eben auch sagte, dass die Gemeinschaftsschule „auch gymnasiale Inhalte anbieten werde.“ Im Übrigen wäre es hilfreich, die LEB-Spitze würde sich kundig machen, welche Aufgaben das Schulgesetz dem Gymnasium zuschreibt.
Es ist auffallend, wie oft der LEB betont, man verstehe sich „als Interessenvertretung aller Eltern im Land.“ Dies trifft inhaltlich bezüglich der Schulstrukturfrage mitnichten zu. Vielmehr ist es so, dass die LEB-Spitze die Interessen vieler Gymnasialeltern nicht vertritt bzw. schlichtweg ignoriert. Durch seine extreme, die Meinungsvielfalt der Elternschaft keineswegs widerspiegelnde Positionierung spaltet der LEB die Elternschaft des Landes und erweist ihr damit einen Bärendienst. Das aggressive Angehen des Ministerpräsidenten passt im Übrigen zu Vertretern einer LEB-Spitze, die auch nicht davor zurückschrecken, andersdenkenden gewählten Lehrervertretern für Sitzungen gymnasialer Elternvertreter das Gastrecht zu entziehen.
Die Elternschaft in Baden-Württemberg wäre gut beraten, sich zu überlegen, ob sie ihre Meinungsvielfalt durch eine so noch nie da gewesene extrem einseitige Positionierung und Radikalisierung der Spitze ihrer Interessenvertretung tatsächlich vertreten sieht.
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt rund 8.000 im Verband organisierte Lehrerinnen und Lehrer an den 446 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur