Beschlossene Sparmaßnahmen kontraproduktiv für den laufenden Reformprozess an den Gymnasien
13. September 2006
13.9.2006 / 1811 – 34-06
Zumeldung zur Pressekonferenz des Kultusministeriums zum Schuljahresbeginn vom 13. September 2006
Beschlossene Sparmaßnahmen kontraproduktiv für den laufenden Reformprozess an den Gymnasien
„Neue Lehrerstellen zu schaffen und frei werdende Stellen anderseits unbesetzt zu lassen, klingt wie ein schlechter Kuhhandel und ist Augenwischerei. Dadurch werden de facto Lehrerstellen gestrichen und das von der Landesregierung gegebene Versprechen nicht eingehalten; das ist ein Vertrauensbruch“, so der Landesvorsitzende des Philologenverbandes (PhV BW), des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien, Karl-Heinz Wurster, zum Bericht von Kultusminister Helmut Rau zum Schuljahresbeginn 2006/07.
Der Philologenverband kritisiert heftig, dass mit den aus der Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrer und durch die Nichtbesetzung kurzfristig frei gewordener Stellen gewonnenen Geldern die Gymnasiallehrer einen erheblichen Beitrag zur Sanierung des Landeshaushaltes schultern sollen. Wenn schon einem Teil der Lehrer eine Arbeitszeiterhöhung trotz zunehmender Belastungen zugemutet werde, dann sollten die dadurch gewonnenen Ressourcen wenigstens im Gymnasium bleiben, fordert Wurster.
Dass im Übrigen nun nach einer erheblichen Zahl von Stellen für den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule weitere 340 Stellen für den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule investiert werden, mag eine notwendige Maßnahme sein, um die Qualität des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule zu verbessern. Nach Auffassung des Philologenverbandes wäre das Geld aber besser in die Förderung der Sprachkompetenz und für eine gute Integration ausländischer Kinder im Fach Deutsch investiert worden.
Der Ausbau von Ganztagsschulen – insbesondere für den Grund- und Hauptschulbereich – wird vom Philologenverband begrüßt. Es dürfe aber nicht übersehen werden, dass sich inzwischen auch die Gymnasien nach der Umstellung auf den generellen achtjährigen Bildungsgang immer mehr zum Ganztagsbetrieb entwickeln. Die von der Kultusministerkonferenz vorgegebenen Unterrichtswochenstunden von 265 Stunden müssten für den neunjährigen Bildungsgang nun in Baden-Württemberg in acht Jahren bewältigt werden. Die noch nicht abgeschlossene Parallelführung von acht- und neunjährigem Bildungsgang erfordere – abgesehen von den immer noch ansteigenden Schülerzahlen und zunehmenden Pensionierungen in den nächsten Jahren – erhebliche personelle Ressourcen.
Mit einem Hinweis auf die OECD-Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick“, fordert Wurster, dass Deutschland und auch Baden-Württemberg viel mehr Geld in die Bildung investieren muss. Denn: Qualität zu steigern und dann diese auch zu halten, erfordere erheblich höhere Investitionen.