Philologenverband Baden-Württemberg gegen voreilige Schlüsse aus Bildungsstudien

28. November 2006

 

28.11.2006 / 1811 – 43-06

Zumeldung des Philologenverbandes Baden-Württemberg zur Pressemitteilung
des Kultusministeriums Baden-Württemberg vom 28. November 2006 – Nr. 110/2006

Philologenverband Baden-Württemberg gegen voreilige Schlüsse aus Bildungsstudien

Ergebnisse liefern keinen Grund für Strukturdebatten zum gegliederten Schulwesen!

„Wir begrüßen nachdrücklich die Forderung von Kultusminister Helmut Rau nach einem differenzierteren und kritischeren Umgang mit internationalen Leistungstests und kritisieren, dass oft schon kurz nach der Veröffentlichung von Ergebnissen solcher Studien Schlüsse über die Qualität des Bildungssystems gezogen, Lehrer pauschal verunglimpft und Rufe nach einer Abschaffung des gegliederten Schulwesens geäußert werden“, so der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Karl-Heinz Wurster. Oft seien nur Stichproben gemacht worden. Länderspezifische Besonderheiten würden in Studien oft zu wenig berücksichtigt. Stattdessen würden teilweise schon nach kurzen zeitlichen Abständen Schlüsse aus den Studien und über die Leistungsfähigkeit eines Schulsystems und ihrer Schüler gezogen, die an der Seriösität solcher Interpretationen zweifeln ließen. Kommentare und Äußerungen über die kürzlich veröffentlichte Pisa-1-plus-Studie seien ein Beispiel für nicht wissenschaftlich abgesicherte Schlussfolgerungen.

Der Philologenverband Baden-Württemberg kritisiert, dass Fakten wie Unterrichtsausfall, große Klassen in der Unter- und Mittelstufe an Gymnasien, unveränderte Rahmenbedingungen an den Schulen ohne Lehrerarbeitszimmer und letztlich auch unbefriedigendes Schüler-Lernverhalten unerwähnt blieben. Karl-Heinz Wurster: „Verbesserungen brauchen Zeit und setzen voraus, dass man den Schulen die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stellt, die sie zur stärkeren individuellen Förderung brauchen. Viele Lehrer haben inzwischen von ständigen Horrormeldungen die Nase voll.“

Mit Aussagen zur o.g. Pisa-Längsschnittuntersuchung wie „Frontalunterricht und passive Lehrer – das sind der Pisa-Studie zufolge zwei der vielfältigsten Ursachen für Defizite bei deutschen Schülern“, „Pisa-Studie gibt Mathe-Lehrern eine Fünf – Unterricht auch in Naturwissenschaften mangelhaft“ oder „Matheunterricht ist für die Katz“ sowie „Schon wieder schlechte Noten“ werde für Zündstoff in der Öffentlichkeit gesorgt, der für die Verbesserung des Bildungssystems nicht förderlich sei. Mit pauschal die Lehrer und ihre Arbeit verunglimpfenden Äußerungen wird nach Auffassung des Philologenverbandes der Stachel gegen die Lehrer gesetzt. Aus den Ergebnissen des Pisa-Konsortiums Deutschland unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Prenzel vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel beispielsweise derlei pauschale Schlüsse zu ziehen und gleichzeitig viele Fakten und verbesserungswürdige Rahmendbedingungen an den Schulen unberücksichtigt zu lassen, sei der Sache wenig dienlich.

 

 

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