Mit einem Abschied vom dreigliedrigen Schulsystem ist das Hauptschulproblem nicht gelöst

19. Dezember 2006

19.12.2006 / 1811 — 44–06

PhV nimmt Stel­lung zu Empfehlun­gen des Städte­tags Baden-Würt­tem­berg

Mit einem Abschied vom drei­gliedri­gen Schul­sys­tem ist das Hauptschul­prob­lem nicht gelöst!

Lehrerar­beit­sz­im­mer muss weit­er steuer­lich abset­zbar bleiben!

Mit Ver­wun­derung hat der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW), Ver­band der Lehrerin­nen und Lehrer an Gym­nasien, die von Städte­tagspräsi­dent Ivo Gön­ner gegenüber der Stuttgarter Zeitung vom 18.12.2006 gemacht­en Aus­sagen zur Schul­struk­tur und zum Lehrerar­beit­sz­im­mer zur Ken­nt­nis genom­men. Das Prob­lem „Hauptschule“ mit ihren sink­enden Schülerzahlen wird nach Auf­fas­sung des Philolo­gen­ver­bands nicht dadurch gelöst, dass man zum ein­fach­sten Mit­tel greift, näm­lich Hauptschulen schließt und dafür Ver­bund­schulen ein­richtet. PhV-Chef Wurster: „Wenn Haupt- und Realschulen oder sog­ar alle drei Schu­larten – ein­schließlich Gym­nasien – zu „Ver­bund­schulen“ zusam­men­gelegt wer­den, dann ent­fällt zwar die frühe Zuord­nung zu  e i n e r  Schu­lart, aber mit dem hohen Preis ein­er Zer­schla­gung der bish­er in Baden — Würt­tem­berg erfol­gre­ichen Gym­nasien und Realschulen.“

Wed­er Bil­dungsstu­di­en noch Ver­gle­iche mit Bil­dungsstruk­turen ander­er Län­der hät­ten bis­lang einen Beweis dafür erbracht, dass Ver­bund­schulen oder Gemein­schaftss­chulen mit mehreren Schu­larten unter einem Dach bess­er abschnei­den als gegliederte Schul­sys­teme, stellt der Lan­desvor­sitzende des Philolo­gen­ver­ban­des, Karl-Heinz Wurster, zu ein­er bekan­nt gewor­de­nen Empfehlung  des Städte­tag-Vor­stands (Stuttgarter Zeitung vom 18. Dezem­ber 2006) fest. Entschei­dend ist nach Auf­fas­sung des Philolo­gen­ver­ban­des Baden-Würt­tem­berg eine Verbesserung der schulis­chen Rah­menbe­din­gun­gen, damit unter­schiedliche Begabun­gen bess­er erkan­nt und in kleineren Klassen dif­feren­ziert gefördert wer­den kön­nen.
Wurster: „Bil­dungsre­for­men sind langfristig anzule­gen, begin­nend im Vorschul- und Pri­mar­bere­ich, danach ist aber eine Dif­feren­zierung – gemessen an den unter­schiedlichen Begabungs- und Belas­tung­sun­ter­schieden – für Bil­dungser­folge uner­lässlich.“ Dazu gehöre auch die frühe Förderung der Sprachkom­pe­tenz, die ganz wesentlich über spätere Bil­dungser­folge mitentschei­de. Der PhV sieht jedoch auch die Notwendigkeit, nach Wegen zu suchen, um mit schu­lartüber­greifend zu entwick­el­nden soziokom­mu­nika­tiv­en Pro­gram­men gesellschaftlichen Spal­tung­s­ten­den­zen ent­ge­gen­zuwirken und Inte­gra­tion und Kinder mit Migra­tionsh­in­ter­grund bess­er zu fördern. „Warum sollen nicht Hauptschüler und Gym­nasi­as­ten beispiel­sweise gemein­sam an geeigneten außerun­ter­richtlichen Pro­jek­ten arbeit­en, die let­ztlich auch dem Gemein­wohl dienen“, fragt Wurster und weist darauf hin, dass der Rück­gang der Hauptschülerzahlen eine Chance biete, kleine Klassen oder Grup­pen zu bilden, die eine echte Förderung zulassen

Heftig kri­tisiert der Philolo­gen­ver­band Aus­sagen von Städte­tagspräsi­dent Ivo Gön­ner zum Lehrerar­beit­sz­im­mer. Wurster: „Wer meint, dass Klassen­räume an Gym­nasien frei seien und deshalb zu Lehrerar­beit­sz­im­mern umfunk­tion­iert wer­den kön­nten, der ver­gisst, dass beispiel­sweise an den Gym­nasien nach der Umstel­lung auf das G 8 inzwis­chen ein Ganz­tags­be­trieb herrscht und deshalb entsprechende Räume nicht zur Ver­fü­gung ste­hen.“  Wer wie der Städte­tagspräsi­dent die Ansicht ver­tritt, ein Lehrer könne „seinen Arbeit­splatz von Klassen­z­im­mer zu Klassen­z­im­mer tra­gen“, der ignori­ert die notwendi­gen räum­lichen und säch­lichen Voraus­set­zun­gen für eine gute Unter­richtsvor­bere­itung. Im Übri­gen sind an Lehrerar­beit­splätze ähn­liche Kri­te­rien anzule­gen wie an Büroar­beit­splätze. „Und diese Kri­te­rien sind mit ange­blich leeren Klassen­z­im­mern ganz sich­er nicht zu erfüllen“, so Wurster. Der Philolo­gen­ver­band weist deshalb dieses ‚Ange­bot’ entsch­ieden zurück und fordert stattdessen die Wieder­her­stel­lung der steuer­lichen Abset­zbarkeit des Arbeit­sz­im­mers für Lehrerin­nen und Lehrer.

 

 

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