Stoppen Sie sofort den geplanten Abbaupfad bei den Lehrerstellen!

14. Juli 2017

 

14.07.2017 / 1811 — 07–17

Das heute von Kul­tus­min­is­terin Dr. Susanne Eisen­mann vorgelegte Maß­nah­men­paket zur Lehrergewin­nung verdeut­licht, wie brisant die Unter­richtsver­sorgung an den Schulen des Lan­des ist. Die Kul­tus­min­is­terin “zieht alle Reg­is­ter”, um mehr Lehrkräfte dor­thin zu bekom­men, wo sie drin­gend gebraucht wer­den. So löblich dieses Bemühen angesichts der Sach­lage ist, so klar ist aber auch, dass diese Maß­nah­men nicht bedeuten kön­nen, dass deshalb die Stel­len­stre­ichungspläne, deren Aus­set­zung die Kul­tus­min­is­terin schon seit ger­aumer Zeit fordert, nun­mehr aufrecht erhal­ten wer­den kön­nen.

Bei eini­gen der heute vorgestell­ten Maß­nah­men dürfte die erwartete Wirkung ger­ing aus­fall­en. Wer Teilzeit arbeit­et, wird dafür seine Gründe haben und nicht auf­s­tock­en wollen, und eine frühzeit­ige Rück­kehr aus der Beurlaubung dürfte für viele mit der indi­vidu­ellen Fam­i­lien- bzw. Leben­s­pla­nung kol­li­dieren. Der “Lauf­bahnzu­gang für Lehrkräfte aus Drittstaat­en” wird sich ja wohl aus Grün­den der Qual­itätssicherung und Fair­ness gegenüber den hierzu­lande Aus­ge­bilde­ten an den in Baden-Würt­tem­berg gel­tenden Bedin­gun­gen zu ori­en­tieren haben.

Beson­ders prob­lema­tisch ist die Rück­nahme von Abor­d­nun­gen. Ist es ein­sichtig, dass auf­grund des Aus­set­zens der Fremde­val­u­a­tion die Eval­u­a­torin­nen und Eval­u­a­toren zumin­d­est bis zu ein­er Neukonzep­tion der Eval­u­a­tion ihre frühere Unter­richt­stätigkeit wieder aufnehmen, so prob­lema­tisch ist doch die Vorstel­lung, man könne Lehrkräfte, die beispiel­sweise ans Kul­tus­min­is­teri­um oder ein Regierung­sprä­sid­i­um abge­ord­net sind, mit einem Fed­er­strich dort abziehen und zurück in den Unter­richt schick­en. Das würde ja bedeuten, dass die Arbeit dieses Per­so­n­enkreis­es an ihrer jet­zi­gen Dien­st­stelle völ­lig verzicht­bar ist, dass also ihre Abor­d­nung gän­zlich über­flüs­sig und sinn­los war.

Viele der avisierten Maß­nah­men wür­den als kurzfristige Über­brück­ungs­maß­nah­men, also zur “Unter­tun­nelung” ein­er vorüberge­hen­den Sit­u­a­tion tau­gen. Die Entwick­lung der Schülerzahlen (siehe auch jüng­ste Erhe­bung der Ber­tels­mann-Stiftung) sowie der Pen­sion­ierungszahlen sind jedoch langfristige Entwick­lun­gen, die eine nach­haltige Lehrerver­sorgung erfordern.

Es ist deshalb uner­lässlich, dass zusät­zlich zu den nun vorgelegten Maß­nah­men der geplante Abbaup­fad bei den Lehrerstellen gestoppt wird. Kul­tus­min­is­terin Dr. Susanne Eisen­mann sollte an ihrer schon vor Wochen erhobe­nen Forderung fes­thal­ten, das Stel­len­stre­ichung­spro­gramm umge­hend auszuset­zen.

Am kom­menden Son­ntag tagt die Haushaltsstruk­turkom­mis­sion der Lan­desregierung, um den Dop­pel­haushalt 2018/19 zu berat­en. Frau Eisen­manns Forderung muss am Son­ntag Vor­rang vor den Wun­schlis­ten der anderen Min­is­te­rien haben. Sie trägt die Ver­ant­wor­tung für die Lehrerver­sorgung im Land und ihre Kabi­nettskol­legin­nen und Kabi­nettskol­le­gen dür­fen sie bei dieser so wichti­gen Frage nicht im Stich lassen.

Für das Gym­na­si­um sind in vie­len Fäch­ern die Ein­stel­lungszahlen katas­trophal. Wir fordern einen Ein­stel­lungsko­r­ri­dor für unsere befähigten Ref­er­en­darin­nen und Ref­er­en­dare. Dass sie an den Schulen drin­gend gebraucht wer­den, zeigt die Tat­sache, dass mancherorts schon jet­zt Krankheitsvertre­tun­gen für den Sep­tem­ber eingestellt wer­den, weil die Schulen für einen konkreten Bedarf keine reg­uläre Stel­len­zuweisung erhal­ten.

Seit einem Jahr zer­bricht man sich in Baden-Würt­tem­berg den Kopf darüber, wie die Schüler­leis­tun­gen wieder verbessert wer­den kön­nen. “Ist nicht die nahe­liegend­ste Maß­nahme, dass der Unter­richt über­haupt stat­tfind­et?” fragt Bernd Saur und fügt hinzu: “Am Son­ntag haben die grün-schwarzen Lan­despoli­tik­er die ein­ma­lige Chance, uns allen zu zeigen, dass es neben — vor allem in Wahlkampfzeit­en — oft gehörten Son­ntagsre­den auch Son­ntagstat­en gibt. Mein Vorschlag für die gute Tat am Son­ntag: Lehrerstellen schaf­fen anstatt sie zu stre­ichen.”

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den über 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt über 8.800 im Ver­band organ­isierte Lehrerin­nen und Lehrer an den 446 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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