Zumeldung des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) zur dpa-Meldung “Schopper blitzt mit Forderung nach Hunderten Stellen ab” vom 26.10.2021

26. Oktober 2021


• “Leb­st du bald von Hartz? Dank’ es Grün und Schwarz!”
• Philolo­gen­ver­band geißelt grün-schwarze Sparpläne auf dem Rück­en der Kinder als Schande für die Lan­despoli­tik

Als es um die Schaf­fung von hochdotierten Stellen für die eige­nen Parteigänger ging – z.B. um zusät­zliche teure Staatssekretär­sposten – kan­nte Grün-Schwarz kein­er­lei Hem­mungen. Bei den Kindern und Jugendlichen leis­tet die Lan­desregierung jet­zt aber den Offen­barung­seid: Für die auf­grund wach­sender Schülerzahlen ab Sep­tem­ber 2022 benötigten 250 zusät­zlichen Lehrkräfte ist ange­blich kein Geld mehr da.

„Eine absolute Schande und bloß noch zum Fremd­schä­men!” kom­men­tiert der Lan­desvor­sitzende des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW), Ralf Scholl, die dpa-Mel­dung, dass dem Kul­tus­min­is­teri­um von der Haushalt­skom­mis­sion der Lan­desregierung die für die steigende Schülerzahl notwendi­gen 250 zusät­zlichen Lehrerstellen ver­weigert wur­den. Auch der Antrag, die Krankheit­sre­serve an den 4.500 öffentlichen Schulen des Lan­des um 100 Stellen zu erhöhen – rech­ner­isch also um weniger als eine halbe Wochen­stunde pro Schule – wurde von der Haushalt­skom­mis­sion abgelehnt.
 
Wenn bei steigen­den Schülerzahlen die Zahl der Lehrkräfte nicht im gle­ichen Maße erhöht wird, dann ver­größern sich die Klassen und häufen sich die Unter­richt­saus­fälle. „Kul­tus­min­is­terin Schop­per hat fol­gerichtig mehr Lehrerstellen beantragt. Dass die Haushalt­skom­mis­sion auf Sparsamkeit drängt, ist ihre Auf­gabe. Jet­zt sind Finanzmin­is­ter und Min­is­ter­präsi­dent gefragt, son­st ist das Bil­dungs­land Baden-Würt­tem­berg endgültig passé und wird auf der Müll­halde der Geschichte entsorgt“, kom­men­tiert der PhV-Vor­sitzende. „Mit wohlfeilen Worten erre­icht die Lan­desregierung nach dem Absack­en der baden-würt­tem­ber­gis­chen Schüler im Bun­desver­gle­ich über­haupt nichts. Wann wird endlich das notwendi­ge Geld in die Hand genom­men und dieses Geld richtiger­weise als Investi­tion in die Kinder begrif­f­en? Wenn jed­er Cent fünf­mal umge­dreht wird, weil man lediglich die Kosten sieht und die Schule möglichst bil­lig machen will, dann sinkt die Schulqual­ität schle­ichend immer weit­er ab.“

Die Erken­nt­nis, dass die Schü­lerin­nen und Schüler ins­beson­dere nach Coro­na best­mögliche Unter­stützung brauchen und dass dies – auch eine Lehre aus der Pan­demie – am besten in kleinen Klassen möglich ist, weil die Kinder und Jugendlichen dann schneller und inten­siv­er ler­nen, ist bei der Lan­desregierung wohl immer noch nicht angekom­men.

“Wir benöti­gen drin­gend mehr Lehrkräfte, um die Coro­na-Fol­gen abzu­mildern und kleinere Lern­grup­pen zu bilden. Das ist teuer, aber diese Aus­gaben müssen als Investi­tion in die Zukun­ft der näch­sten Gen­er­a­tion und nicht bloß als Kosten­fak­tor betra­chtet wer­den!”, so Ralf Scholl.

Außer­dem fordert der PhV-Lan­desvor­sitzende über­legte Bil­dungsin­vesti­tio­nen: „Was soll der Unsinn der Kofi­nanzierung des absurd schlecht konzip­ierten “Rückenwind”-Programms des Bun­des mit 125 Lan­des-Mil­lio­nen – einem Pro­gramm, das von der Konzep­tion her min­i­male Erfolge bei max­i­malen Kosten garantiert?  Das sind 125 Mil­lio­nen Euro des Lan­des, mit denen man zwei Jahre lang 1.000 zusät­zliche Lehrkräfte für alle Schu­larten hätte finanzieren kön­nen.“

„Wann wird sich die Bil­dungspoli­tik des Lan­des endlich daran ori­en­tieren, allen Kindern die best­mögliche Förderung zukom­men zu lassen, wie es im Schulge­setz for­muliert ist – und das möglichst kostengün­stig?“, fragt Ralf Scholl. Nach der Studie von Prof. Dr. Hart­mut Ess­er und Julian Seur­ing (s. https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2020–0025/html) geschieht das genau dann, wenn die Lern­grup­pen möglichst leis­tung­shomogen zusam­menge­set­zt wer­den – unab­hängig vom sozioökonomis­chen Hin­ter­grund des Eltern­haus­es! Die Behaup­tung „Vielfalt macht schlau“, der Werbe­spruch des Kul­tus­min­is­teri­ums für die extrem teuren Gemein­schaftss­chulen, wird in dieser Studie für alle Schüler wider­legt, ins­beson­dere aber für die Leis­tungss­chwächeren! Seit über 10 Jahren investiert Baden-Würt­tem­berg also in eine extrem teure, aber inef­fiziente Schul­form.
 
Da ohne­hin das Geld nie reicht, kön­nte das Land zur sofor­ti­gen Erfol­gssteigerung auch zu ein­er Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung zurück­kehren – z.B. ergänzt durch einen Test für jedes einzelne Kind, sodass dann zwei von drei Kri­te­rien entschei­den kön­nen: Eltern­wille, Lehrkräfte-Empfehlung und normiert­er Test. Nach der Studie (s. https://www.zew.de/presse/pressearchiv/verbindliche-grundschulempfehlungen-fuehren-zu-besseren-leistungen-aber-auch-zu-mehr-stress) von Max­i­m­il­ian Bach (u.a. durch Ver­gle­ich der baden-würt­tem­ber­gis­chen Dat­en vor und nach Abschaf­fung der Grund­schulempfehlung) brachte die Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung einen deut­lich höheren Lern­er­folg in der Grund­schule, da die Kinder (und Eltern) dann für das Ende von Klasse 4 ein klares Ziel vor Augen hat­ten.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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